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Deutsche Selbstgespräche zu Israel und Palästina

Studientag

15. Oktober 2024


Max-Samuel-Haus - 16:00 bis 20:00 Uhr
Rostock


Über kaum eine andere Konflikt-Region wird in Deutschland so leidenschaftlich gestritten wie über den Nahen Osten; verbunden mit der Blickverengung allein auf Israel und Palästina. Aber wenn Deutsche über Israel und Palästina reden, dann reden sie vor allem über sich selbst: über ihre deutsche Schuld, ihre deutsche Scham, ihre deutsche Arroganz.

Das Wahrnehmen und Deuten der verschiedenen Konflikte im Nahen Osten, fokussiert auf Palästina und Israel, dient primär der deutschen Selbstvergewisserung. So wird die komplexe Wirklichkeit dessen, was wir dann oft eindimensional als „Palästina“ und als „Israel“ bezeichnen, zur Projektionsfläche, um die eigene deutsche Geschichte zu deuten und sich selbst zu rechtfertigen. Wir nutzen die Chiffren „Palästina“ und „Israel“ als Referenzrahmen eines Selbstgesprächs.

Solches Verhalten ist zunächst nicht typisch deutsch. In allen Gesellschaften dient die eigene Geschichte und deren Deutung als Hintergrund für das Einordnen der Konfliktlinien im Nahen Osten. Ob durch den „globalen Süden“ oder in Frankreich, ob in Südafrika oder den Niederlanden. Aber in Deutschland bekommt dieses Phänomen aus unterschiedlichen Gründen, vor allem aber aus Gründen eines instrumentalisierten Umgangs mit der Singularität des Holocaust bzw. der Shoa eine viel stärkere Gewichtung und wird so zum Problem. Es entsteht ein Selbstbezüglichkeit und eine belehrende Geste in diesem deutschen Selbstgespräch, bis hin zur Selbstrechtfertigung.

Deshalb ist unser Reden in Deutschland über Palästina und über Israel so emotional aufgeladen und zugleich stark biografisch und von den eigenen politischen sowie theologischen Weltbildern  geprägt. Dem ist das Wahrnehmen der Realitäten vor Ort untergeordnet. Moralische Wertungen mit großem Empörungspotential dominieren die Debatten. Eine kritische Reflexion der komplexen Konfliktlinien findet kaum noch statt.

Auf diesem Studientag werden wir uns zunächst in einem Eingangsreferat (Klaus-Dieter Kaiser) mit den historischen, politischen und ideologischen Hintergründen dieses deutschen Selbstgespräches befassen. In einem Grundsatzreferat (Wolfgang Kraushaar) wird dies weiter vertieft und mit den Konflikten und den darin beteiligten Akteurinnen und Akteuren im Nahen Osten und in Deutschland kontextualisiert (vgl. Wolfgang Kraushaar: Israel: Hamas – Gaza – Palästina. Über einen scheinbar unlösbaren Konflikt; Hamburg 2024). Dem schließt sich nach einer Pause eine Podiumsdiskussion an, in dem die jüdische Perspektive (Yury Kadnynov, Frau Lichtermann), die von Migrantinnen und Migranten muslimischen Glaubens (Seyhmus Atay-Lichtermann) und von Trägern der politischen Bildung (Steffi Katschke) miteinander ins Gespräch gebracht werden. Im Anschluss daran wird das Gespräch für alle am Studientag Teilnehmenden geöffnet. Zum Abschluss sollen Überlegungen für Strategien im Kampf gegen Antisemitismus formuliert werden. So versteht sich der Studientag als Beitrag zum Aktionsplan gegen Antisemitismus im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.

Siehe auch Infos und Programmablauf im:
Info-Flyer

Veranstalter: Evangel. Akademie der Nordkirche; Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Mecklenburg-Vorpommern e.V.; Max-Samuel-Haus Rostock